Pädagogisches Konzept
Nichts ist Verstand,
was nicht vorher in den Sinnen war. (John Locke, 17.Jh.)
Die Waldorfpädagogik beruht auf der anthroposophischen Menschenkunde Rudolf Steiners. Eine der zentralen Annahmen dieser Pädagogik ist die menschliche Entwicklung in Sieben-Jahres-Zyklen. Im ersten Jahrsiebt (Geburt bis Zahnwechsel) ist besonders die Schaffung einer gesunden physischen Grundlage wichtig, auf der die geistige und seelische Entwicklung aufbauen kann.
Nachahmung und Vorbild
Das leitende Prinzip der Waldorfpädagogik in den ersten 7 Jahren ist die NACHAHMUNG. Das Spiel des Kindes ist Nachahmung, sein Lernen geschieht durch Nachahmung. Dem Spiel der Kinder Zeit und Raum zu geben ist daher unser Hauptanliegen: die Kinder sollen sich mit allen Sinnen erleben, mit dem ganzen Körper bewegen, mit Händen und Füßen tätig sein, ihre Umwelt ergreifen und begreifen.
Das Spielmaterial ist bewusst einfach gewählt, so dass es vielseitig eingesetzt werden kann und der Fantasie des Kindes keine Grenzen setzt. Um ein sinnvolles Nachahmen zu ermöglichen, muss der Erwachsene in seinem eigenen Tun und Handeln ein Vorbild sein. Die Erzieherinnen arbeiten für die Kinder sichtbar und beziehen die Kinder nach ihren Möglichkeiten in alle Alltagshandlungen ein, z.B. bei der Zubereitung des Frühstücks.
In unserem Kindergarten wie in allen Waldorfkindergärten verfolgen wir die Lern- und Entwicklungsziele der Kinder, indem wir unsere Arbeit an den sieben Kompetenzbereichen der Waldorfpädagogik ausrichten. Informieren Sie sich auch mittels der Kurzfilme auf der Internetseite der Vereinigung der Waldorfkindergärten http://www.waldorfkindegarten.org/.
Die seelische und geistige Befindlichkeit des Menschen korrespondiert mit seiner körperlichen Beweglichkeit: wer sein körperliches Gleichgewicht nicht halten kann, bekommt eher Probleme mit der seelischen Balance. Außerdem beeinflusst die Fähigkeit sich zu bewegen ganz entscheidend den Spracherwerb.
Im Waldorfkindergarten wird auf vielfältige Bewegungsmöglichkeiten geachtet: freies Spiel im Gruppenraum wie im Garten gehören ebenso dazu wie Reigen und Fingerspiele, Handarbeiten, Arbeiten an der Werkbank und Malen. Sowohl die grob- als auch die feinmotorischen Fähigkeiten des Kindes sollen so gefördert werden. Lesenswert dazu http://www.fachportal-paedagogik.de/fis_bildung/suche/fis_set.html?FId=662401
Einmal in der Woche findet eine Purzelstunde statt, eine spielerisch angeleitete Turnstunde. Dort kann deutlich werden, wo Bewegungen im Speziellen noch gefördert werden müssen. Psychomotorische Elemente werden in dieser Bewegungsförderung bewusst aufgegriffen.
Zusätzlich bietet der Kindergarten eine wöchentliche Eurythmiestunde durch eine Heileurythmistin an. Hierbei handelt es sich um eine Bewegungskunst, in der durch körperliche Bewegung und Gebärden Sprache und Musik zum Ausdruck gebracht werden.
Kinder brauchen ein waches Bewusstsein für das, was um sie herum und mit ihnen geschieht. Dieses Bewusstsein entwickelt sich mit dem Vertrauen in die eigene Wahrnehmungskraft.
Im Waldorfkindergarten sollen die Kinder zuerst einmal die reale Welt mit ihren Sinnen entdecken und erforschen können, so lernen sie wahrnehmbare Zusammenhänge kennen und verstehen. Es wird großen Wert auf die Pflege und Schulung der Sinne gelegt, z.B. durch harmonisch gestaltete Räume, wohltuende Abstimmung von Farben und Materialien, gesund und naturnah produzierte Lebensmittel und die Echtheit von Materialien (was wie Holz aussieht, ist auch Holz).
Virtuelle Welten breiten sich in unserer modernen und schnelllebigen Zeit aus und vermitteln uns Bilder, die real nicht vorhanden sind. Um nicht auf diese »Trugbilder« hereinzufallen, müssen wir uns auf unsere Sinne verlassen können. Im Waldorfkindergarten wollen wir den Kindern verlässliche und unverfälschte Eindrücke vermitteln.
Denken und Sprechen sind eng miteinander verbunden. Kinder lernen Sprechen in einer sprechenden Umgebung. Dabei kommt es in erster Linie auf das menschliche Beziehungsverhältnis zwischen Sprechendem und Hörendem an.
In unserer Einrichtung haben Lieder, Geschichten, Märchen, Verse, Fingerspiele und Reime einen großen Stellenwert in der täglichen Arbeit. Spielend wachsen die Kinder in ihre Sprachfähigkeit hinein, die Sprechweise der Erwachsenen ist liebevoll, klar, deutlich, wortreich und bildhaft – und der Altersstufe angemessen. Täglich erzählen oder lesen wir den Kindern Geschichten vor, zeigen Puppenspiele und nehmen uns Zeit zum Zuhören im „Erzählkreis“.
Hervorzuheben ist die „Reigenarbeit“. Im Reigen verbinden sich Sprache und Bewegung, er ist die ideale Sprach- und Bewegungsförderung auf spielerische Art.
Die Entwicklung und Pflege der kindlichen Fantasie wird angeregt, indem das Kind im Waldorfkindergarten kaum ausgestaltetes Spielmaterial vorfindet. Ein Stück Holz kann heute ein Bügeleisen sein und morgen ein Handy. Erzählte Geschichten animieren die Kinder, das Gehörte in spielende Kreativität umzusetzen und zu verwandeln.
“Rollenspiele der Kinder” (lesenswert dazu: www.erziehungskunst.de, Ausgabe09/2011, S.26), von den Pädagoginnen vorgeführte Puppenspiele, liebevoll gestaltete Feste wie Fasching, Sommerfest, Erntedank, Laternenfest oder das Adventsgärtlein sind Ausdruck allgemeiner Kreativität, die in unserer Einrichtung lebt und das Miteinander belebt.
Im sozialen Miteinander geht es darum, Interessen, Wünsche und Bedürfnisse des Einzelnen in ein Verhältnis zur sozialen Gemeinschaft zu bringen. Hierfür sind Regeln, Verabredungen und Vertrauen erforderlich. Die Pädagoginnen fungieren als feste Bezugspersonen, die den Kindern durch einen strukturierten Tagesablauf und eine verlässliche Bindung Halt und Orientierung in der Gemeinschaft geben.
Auch hier findet sich die Bedeutung von Vorbild und Nachahmung: geben, nehmen, teilen lernen, die Mitarbeit der Eltern im Kindergarten erleben, das Üben von Konfliktlösungen. Durch all dieses lernt das Kind, was es bedeutet, Teil eines sozialen Gefüges zu sein.
Wir wollen den Kindern in einer fröhlichen und positiven Atmosphäre die Freude am Entdecken und Lernen durch vielerlei Aktivitäten vermitteln. So findet jedes Jahr für jede Gruppe eine einwöchige Waldkindergartenzeit statt, in der die Kinder sich intensiv mit der Natur als Lebensraum für Pflanzen und Tiere auseinandersetzen.
Im letzten Kindergartenjahr werden die Vorschulkinder bewusst an Aufgaben herangeführt, die sie in der Ausbildung ihrer Schulreife maßgeblich unterstützen. Regelmäßige handwerkliche Arbeiten an verschiedenen Projekten fördern die Konzentration und die Kinder lernen, eine Arbeit von Anfang bis Ende selbst durchzuführen. Ein Werkstück, das vom Kind nach Fertigstellung selbst gebraucht werden kann, motiviert und fördert im Kind die Bereitschaft, sich für ein sinnvolles Projekt einzusetzen.
Kinder brauchen ein Gespür für das Gute, Schöne und Wahre ebenso wie die Achtung vor anderen Menschen, anderen Kulturen und der Schöpfung. Und sie sollen auch lernen, dass damit persönliches Engagement verbunden ist. Für uns bedeutet das, dass wir die christlichen Jahresfeste vorbereiten, Rituale pflegen und der Natur und der Schöpfung Dankbarkeit entgegenbringen.
Außerdem werden den Kindern Lieder und Geschichten aus anderen Kulturen vermittelt, es wird ihnen von den Bräuchen anderer Menschen erzählt.